Samstag, 27. März 2010

Ganz unprofessionell

Montagsmorgens habe ich an unserer Schule immer Busaufsicht. D.h. ich muss nicht die Busse, die unsere Schüler zur Schule bringen, wohl aber deren Fahrer und Beifahrer beaufsichtigen. Jetzt fragt man sich vielleicht, was Busfahrer denn an Beaufsichtigung oder Begutachtung bräuchten und ob dafür nicht eher die Polizei zuständig wäre?
Richtig, wir Lehrer sind nur für die Sicherheit unserer Schüler verantwortlich, was im Fall der Busse bedeutet, dass eben schauen müssen, dass bei der Ankunft (und am Nachmittag bei der Abfahrt) nichts passieren kann. Da fahren manche Fahrer, nachdem die Schüler ein- oder ausgestiegen sind, einfach los, ohne zu schauen, ab sich da noch ein kleines Persönchen - vielleicht sogar im Rollstuhl sitzend (ich arbeite an einer Schule für Körperbehinderte) hinter dem Bus, für den Fahrer auch mit Rückspiegel nicht zu sehen, befindet. Oder, ob sich Schüler etwa in eine andere Richtung als zur Schule davon machen - soll ja schon mal vorkommen!
Also, dies Aufsicht ist nicht allzu beliebt, vor allem am Montagmorgen, weshalb es mir bisher auch noch nicht gelungen ist, selbige loszuwerden.
Aber ,da ich in allem auch immer einen Gewinn suche, habe ich begonnen, die mir anvertrauten Schüler und Busfahrer etwas genauer zu beobachten.
Dazu muss man wisssen, dass es sich beim fahrenden Personal nicht um pädagogisch geschulte Menschen handelt. Teilweise fahren Verwandte von behinderten Schülern, sozusagen Ersatzomas, -onkel und -tanten die kleinen und später größeren Kinder zur Schule. Sicher wollen sie so ihre Fürsorge über die häuslichen Möglichkeiten hinaus walten lassen.
Dabei werden auf den Fahrten, wie meine Schülern mir immer wieder berichten, Geschichten erzählt, Kummer und Streit befriedet und so schon manche "Lebenshilfe" geleistet.
Ganz vorne am Eingang stehend sehe ich nun, wie die Busse, kaum dass sie angehalten haben, ihre Passagiere nach draußen entlassen. Manche benötigen beim Aussteigen Hilfe, andere hüpfen heraus und sind sofort schnellstmöglich im Schulgebäude verschwunden (nachmittags sind diese dann meistens die ersten am Bus!)
Andere Schüler klettern aus dem Bus, warten daneben mit zwei Schultaschen bepackt auf einen weiteren Mitfahrer, der vorsichtig in den Rollstuhl gesetzt oder mit Hilfe der hydraulischen Rampe aus dem Bus gehoben wird. Nun wird die Tasche an den Rollstuhl gehängt und der Läufer schiebt den Rollstuhlfahrer vorsichtig oder manchmal auch übermütig rennend durch die Eingangstür. Das hat so etwas Liebevolles, wie man es sich manchmal unter Geschwistern wünschen würde.
Neulich fiel mir ein Bus auf, desssen Passagiere nach dem Aussteigen nochmal nach vorne zur Beifahrerin gingen. Jeder bekam ein süßes Weckchen in eine Tüte eingepackt und einen kleinen Stupser mit auf den Weg. Diese kleinen Gesten tragen sicher viel dazu bei, dass unsere Schüler morgens in der Regel gut gelaunt zum Unterricht erscheinen. So leisten die Busfahrer, zwar ganz und gar unprofessionell, ab umso liebevoller ihren Beitrag zu einem erfolgreichen Unterrichtstag.

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