Unter
allen Wipfeln ist Ruh
...so
wirbt die Website den Ruhforstes Hümmel im Internet und auf
Flyern, die man unter anderem an der Schautafel am Eingang bekommen
kann.
Heute
wollten wir eigentlich ausreiten, aber das Wetter – der Winter kam
noch einmal, wenn auch schüchtern, aber nasskalt zurück – spielte
nicht so recht mit!
Raus
muss ich ja in jedem Fall, also beschloss ich endlich mal dem
Ruheforst in Hümmel einen Besuch abzustatten.
Das
Ziel habe ich natürlich nicht zufällig gewählt, wie so Einiges am
heutigen Tag nicht zufällig geschah.
Vorgestern
ist meine liebe Freundin Margit ganz plötzlich gestorben – ein
Schlaganfall wurde gesagt! Nichts kündigte dieses Ereignis an, noch
vor ein paar Tagen gab sie einen Kommentar unter einem von mir
geposteten Beitrag ab, da schien es ihr noch gut zu gehen.
Letztes
Jahr habe ich sie in einer REHA-Klinik in der Nähe besucht und wir
sprachen auch über Alter, Tod und Sterben, denn sie hatte sich kurz
vorher in einer Senioren – Wohnanlage auf die Warteliste setzen
lassen.
Kurz
vor Weihnachten zog sie dann um.
Ihr
Plan: man sollte sich früh genug darum kümmern, für sich sorgen zu
lassen, wenn man
dazu mal nicht mehr in der Lage sein sollte. Auch über die evtl. folgenden Gebrechen des Alters sprachen wir: Margit konnte sich nur schwer vorstellen, plötzlich nicht mehr so beweglich zu sein wie gewohnt.
dazu mal nicht mehr in der Lage sein sollte. Auch über die evtl. folgenden Gebrechen des Alters sprachen wir: Margit konnte sich nur schwer vorstellen, plötzlich nicht mehr so beweglich zu sein wie gewohnt.
Sie hatte nach einer Hüft-OP sehr drastisch
erfahren, was es heißt, körperlich eingeschränkt zu sein, stellte
ihre eigene Ungeduld fest und witzelte darüber!
So gesehen war ihr
plötzlicher Tod eine Gnade und sicher das letzte Geschenk Gottes an
sie nach einem wirklich christlich geprägten Leben!
Nun
zurück zu meinem Vorhaben, das so profan, aber gleichzeitig
nachdenklich und ein wenig traurig initiiert war.
Tammi,
wie immer meine Begleiterin, freute sich natürlich wieder übermäßig,
mit mir laufen zu können.
Der
Weg nach Hümmel führt aus dem Ort heraus entlang der Kreisstraße
79 (Falkenberger Straße) und fast 4 km an dieser entlang. Ich hätte
natürlich schon vorher in den Wald abbiegen können, kannte den Weg
aber nicht genau und ohne Karte im nassmorastigen Frühlingswald
schien mir das doch ein wenig zu abenteuerlich!
Auf dem Rückweg war
ich dann schon etwas mutiger!
Die
Abzweigung zum Ruheforst kannte ich vom Vorbeifahren schon und der
Weg in den Wald hinein war recht komfortabel zu begehen. Einige
Spaziergänger kamen mir entgegen und ich dachte mir, dass der weite
Weg vom Parkplatz zum eigentlichen Waldstück ganz schön weit wäre,
wenn man an Beerdigungsfeierlichkeiten mit entsprechender Bekleidung
und Schuhwerk denkt.
Ein
weiterer Parkplatz verkürzt diesen Weg zwar, doch danach wurde es
wirklich wie an der Eingangstafel angekündigt, ziemlich
urwaldähnlich. Gummistiefel scheinen hier Pflicht zu sein – ich
stelle mir gerade schwarze Trauerkleidung mit gelben oder grünen
Gummistiefeln vor.
Aber
hier im Ruheforst ist ja alles etwas anders.
Am
Eingang ein schlichtes Holzkreuz, darum herum frische Blumen und
Kränze, die bei den letzten Begräbnisfeierlichkeiten dort abgelegt
wurden.
Ein
Schild weist darauf hin, dass an den Bäumen, unter denen die Urnen
beigesetzt werden, keine Blumen gepflanzt werden sollen, weil alles
urwüchsig und die Natur sich selbst überlassen bleiben soll.
Das
macht in meinen Augen auch Sinn!
Tammi
und ich wanderten einen zufällig gewählten Weg, nein, auch das
konnte kein Zufall gewesen sein, wie ich später feststellte.
Der
Weg wurde immer morastiger, wahrscheinlich war er nachts die
Wildscheinautobahn des Waldes, so dass wir nach einigen Hundert
Metern umkehrten.
Beim
Zurückwandern fiel mein Blick auf einen der Bäume, die
Namensschilder in Größe einer Scheckkarte trugen. Viel Bäume
tragen keine Schilder, was heißt ,dass sie entweder noch nicht
belegt sind oder die Angehörigen keine Schilder wollten.
Aber
dieser trug ein Schild! Unter der Nummer 331 standen zwei Nahmen, die
mir grell ins Auge sprangen, weil ich sie kannte!
Ein
junger Mann aus Köln, vor Jahren gestorben, fand hier seine letzte
Ruhestätte, darunter der Name seiner Mutter, sozusagen als
Platzhalter für später. Sie lebt und ihr geht es gut, soweit ich
weiß.
So
hatte dieser Baum für mich plötzlich ein Gesicht, so wie ich auch
die Atmosphäre im Wald wunderbar real fand.
Ein
Ort, an dem man sich finden kann, und wo man nicht vergessen wird.