Mittwoch, 22. September 2010

Hasenmann


Heute Nacht wurde ich wach mit einem beklemmenden Gefühl der Enge im Brustraum. So was habe ich schon mal, wenn ich unter Stress stehe und irgendetwas in meinem Rücken „blockiert“ ist. Ich drehte mich im Halbschlaf von links nach rechts und zurück, versuchte das Gefühl zu lokalisieren – rechte Seite, also nicht die Herzseite, kein Grund zur Besorgnis!
Ein Blick auf die Uhr – kurz vor 4 – sagte mir, dass es vernünftigerweise noch Schlafenszeit sei, also suchte ich eine bequeme Stelle und schlief bald wieder ein!
Morgens dann fand ich das Kaninchen unserer Tochter, genannt „Floh“, tot im Käfig.
Er lag friedlich, noch warm, auf der Seite.
Gestern hatte ich ihn abends auf den Arm genommen, um zu sehen, ob es ihm gut gehe.
Das hatte ich mir in letzter Zeit angewöhnt, weil er vor kurzem eine leichte Erkältung mit Durchfall hatte und ich ihm abends eine Extradusche mit einem Aloespray gönnte. Er kuschelte sich jedes Mal vertrauensvoll an mich und ließ die Prozedur geduldig über sich ergehen.
Floh war schon ein etwa 13 Jahre alt, für einen Hasenmann sicher ein stolzes Alter. Außer seiner Tochter Snowflake lebte keiner mehr aus seiner ursprünglich sechsköpfigen Familie, die entstanden war, nachdem unsere Tochter das Hasenpaar (eigentlich zwei Weibchen) zu uns nach Hause brachte.
Die 4 Jungen lebten mit ihren Eltern etliche Jahre bei uns im hasengerecht ausgebauten Freigehege. Nach und nach starben zuerst erstaunlicherweise die Jungtiere und zum Schluss blieben Floh und seine Tochter übrig. Sie wurden dann auch im letzten harten Winter ins wärmere Haus geholt, weil Kaninchensenioren es wohl doch etwas wärmer brauchten.
Im Laufe der Zeit gesellten sich zwei Meerschweinchen dazu!
Unsere Tochter wohnt übrigens schon lange nicht mehr bei uns, aber die Tiere sind geblieben.
Und so trug ich dann heute Nachmittag den kleinen mir anvertrauten Hasenmann zu Grabe. Dabei weinte ich, wie immer, wenn ich mich von einem unserer Tiere verabschieden muss, egal wie klein oder groß und wie eng unsere Beziehung war!
Und ich dachte über mein seltsames Wachwerden heute Nacht nach:
vielleicht war dies der Moment, als seine kleine Seele sich mit den Vielen des Universums vereinigte – wer weiß!