Eigentlich wollte ich mit
Tammi nur zum Briefkasten laufen. Die Post ist hier immer pünktlich, weshalb
ich den kürzesten Weg nahm. Leider trotzdem die Leerung verpasst!
Gleich wieder nach Hause
hätte ich bei dem schönen Wetter doof gefunden.
Deshalb lief ich erstmal an
der Kirche vorbei, überquerte die Bundesstraße und wandte mich dann talwärts
Richtung Süden.
Dort lockten mich tief
verschneite Felder und Wälder. Im Hintergrund konnte ich sonnenbeschienene höhere
Berge erkennen. Mir war schon klar, dass ich so weit keinesfalls laufen könnte,
jedenfalls nicht im Winter bei Tiefschnee! Also bog ich in die nächste Straße
nach links Richtung Sportplatz ab.
Am Dorfrand hörte die
Zivilisation buchstäblich auf, daran zu erkennen, dass sich hier niemand mehr
für die Räumung des Gehweges zuständig fühlte.
Tammi und ich trippelten
unschlüssig angesichts des tief verschneiten Weges auf der Stelle, dann siegte
bei mir der sportliche Ehrgeiz und bei Tammi die pure Bewegungsfreude. Wir
nahmen die schwierige Passage in Angriff und fanden bald auch den
entsprechenden Laufrhythmus wieder.
Hinter dem Sportplatz ging’s
hinunter in den Wald. Ich kannte den Weg und wusste, dass die nächsten 2 km
zwar stetig bergab führten, dafür aber keine Abkürzungsmöglichkeit bereithalten
würden. Da mussten wir also durch.
Die folgende Strecke
entschädigte mich für die Anstrengung, die der Untergrund uns auferlegte: zwar
geht so eine Bergab - Strecke gewaltig in die Gelenke, vor allem, wenn man noch
so einen kleinen Motor vor sich her ziehen lässt. Tammi war kaum zu bremsen!
Aber der Blick durch die tief verschneiten Äste und Zweige über mir in den
strahlend blauen Himmel, alles von der untergehenden Sonne in ein unwirkliches
Licht getaucht – das hatte was!
Mein Herz schien auf einmal immer
voller zu werden, vor Dankbarkeit, dieses alles erleben zu dürfen.
Meine Gedanken gingen zurück
zu den letzten Monaten, die mit unserem großen Umzug zunächst einmal
Veränderung, Ängste und jede Menge Stress beinhalteten.
Aber Momente wie diese
machen alles wett! Meine Dankbarkeit
wurde riesengroß, sogar für die Zeit in Lüxheim war ich dankbar, hatte sie uns
offensichtlich doch hierher gebracht, wo es uns jetzt so richtig gut geht!
Ausgesöhnt mit allen
Unbillen der letzten Jahre lief ich frei und entspannt den Berg hinunter
unserer neuen Heimat entgegen!
Heute erfuhr ich eine
Wiederholung, überraschenderweise an der Seite meines Mannes und auf dem Rücken
unserer beiden „Rentnerpferde“ Afra und Skelmir. Den gleichen Weg, nur dieses
Mal den Berg hinauf, so dass wir auf dem weichen Schnee lange und fröhlich
galoppieren konnten. Die Pferde hatten ihren Spaß und wir genossen einfach nur
diesen wunderbaren Ausritt!
Danke!