vor
gut einem Jahr war bei uns im Dorf im Welpenwaisenhaus Sommerfest.
Einige
Monate vorher war unser heißgeliebter Hundekamerad Kasim über die
Regenbogenbrücke gegangen.
Kasim |
Unsere
Terrierhündin Tammi und wir konnten und wollten uns trotz aller
Traurigkeit nicht an den Ein-Hund-Haushalt gewöhnen.
Hunde
sind Rudeltiere und deshalb sollte Tammi wieder einen Kumpel
bekommen.
Was
lag da näher, als im Tierheim einem Waisenhund ein Zuhause zu geben.
Kurz
und gut, wir wanderten also mit Tammi, sie sollte ja mitbestimmen, an
besagtem Samstag zum Welpenhaus, wo schon eine fröhliche und
herumwuselnde Hundemeute auf Besucher und damit auf
Adoptiv-Herrchen-/Frauchen wartete.
Es
ist fast unmöglich, bei sovielen großen, und wie wir Menschen
meinen traurigen, Hundeaugen eine Auswahl zu treffen.
Während
wir noch unschlüssig am Gatter standen und ab und zu einen bereits
im Besucherbereich herumlaufenden Hund streichelten, machte sich
Tammi davon, um auf eigene Faust (Pfote) Bekanntschaften zu
schließen.
Wir
fanden sie schließlich voller Faszination am Gatter zum
Schweinestall.
Ich
glaube, wenn wir ihr die Führung überlassen hätten, hätten wir
mit einem ausgewachsenen Hausschwein davonziehen können.
Also
gut, wir konnten an diesem Tag sowieso nur eine Vorauswahl treffen,
weshalb wir uns in einer Interessentenliste eintrugen.
Am
nächsten Morgen klingelte sehr früh das Telefon und die Besitzerin
des Tierheimes überredete uns, noch am gleichen Nachmittag vorbei zu
kommen, um einen Hund auszuwählen.
Wieder
nahmen wir Tammi mit, sie sollte ja ein Mitspracherecht haben.
Der
kleine schwarze Hund, der es meinem Mann angetan hatte, war vor
unseren Augen bereits vermittelt, was, nebenbei gesagt, nicht so
schlimm war, ich fand ihn nicht so possierlich wie mein Göttergatte.
Ich
lenkte Heiners Aufmerksamkeit auf einen kleinen gescheckten Hund, der
mir schon tags zuvor aufgefallen war, weil er mitten in dem ganzen
Gewusel, selig in der Sonne schlief. Nenbenbei bemerkt, war das nur
eine Momentaufnahme!
Der
Kleine wurde also herausgelassen, damit wir ihn kennenlernen konnten.
Das
war zunächst gar nicht so einfach, weil er sich nicht greifen lassen
wollte. Als wir es dann doch geschafft hatten, ließ er sich sofort
voller Vertrauen in Heiners Armen nieder, kuschelte sich an und brach
sofort das Herz seines zukünftigen Herrchens.
Nach
dem Ausfüllen einiger Formulare konnten wir ihn nach Anzahlung einer
vereinbarten Geldsumme direkt mitnehmen.
Der
kleine Kerl stammte übrigens aus Spanien, wo man ihn neben einer
Mülltonne gefunden hatte, in einem Pappkarton mit anderen Welpen
zusammen.
Wir
bekamen auch noch ein Halsband geliehen, das wir aber nicht gebraucht
hätten, weil der Kleine, da hieß er noch Elfo, gar nicht an der
Leine gehen wollte bzw. konnte.
Also
trug Heiner ihn den kurzen Weg nach Hause.
In
den folgenden Tagen erhielt er irgendwann den Namen Tobi, weil er für
sein Leben gerne tobte, vor allem mit Nachbarshündin Jana, die ein
bisschen älter, aber auch aus dem Tierheim stammte und vielleicht
eine ähnlich unschöne Kindheit wie Tobi gehabt hatte. Das können
wir ja nur spekulieren.
Er
lebte sich im Haus ein, schloss mit dem roten Kater Luke schnell so
eine Art Raufgemeinschaft, der gescheckte Skioni hielt ihn sofort und
dauerhaft mit einem gezielten Pfotenhieb auf Abstand.
Das
an der Leine gehen gestaltete sich in den folgenden Tagen/Wochen sehr
schwierig. Wir mussten ihn immer ein ganzes Stück tragen und konnten
dann nach Hause zurück gehen.
Nach
und nach wurde das besser. Schließlich ließen wir ihn auch ohne
Leine laufen, was dazu führte, dass er seine eigenen Wege ging und
oft erst lange nach uns wieder zuhause ankam.
Also
beschlossen wir, er muss zur Hundeschule.
Dort
war es genauso. Die Welpen durften spielen, mussten dann wieder
angeleint werden, um die Basics zu lernen. Alle folgten, ließen sich
von Herrchen oder Frauchen mit Leckerchen locken und festmachen, aber
Tobi tobte weiter um die Gruppe herum, lenkte alle ab und war weit
davon entfernt, außer „Sitz“ irgendetwas Vernünftiges zu
lernen.
Zum
Glück kam der Winter und die Hundeschule macht Pause.
Zuhause
kam mittlerweile die lange Schleppleine zum Einsatz, einerseits um
Tobi neben der Haustüre festzumachen, andererseits um ihm das Laufen
im Feld zu ermöglichen. Wenn er nämlich nicht merkte, dass man ihn
anleinen wollte, lief er in der Nähe herum und man konnte mit einem
gezielten Sprung oder einem Treten auf die Leine den Racker wieder
dingfest machen.
Zum
Glück werden auch Junghunde erwachsen!
Als
erstes stand, nicht gerade zur Freude von Herrchen und Hund, die
notwendige Kastration an.
Da
wir nicht züchten wollen und auch nicht dauernd unseren Hund im
Blick haben können, wie wir ehrlicherweise zugeben müssen, war das
die einzige Möglichkeit, einigermaßen entspannt und ohne das Zahlen
horrender Alimente befürchten zu müssen, unsere Hunde halten zu
können. Außerdem ist Tammi nicht kastriert und wir wollten ihr auch
nicht dauernd die obligate Verhütungsspritze zumuten.
Mit
Hilfe unseres Tierarztes war das Thema schnell erledigt und Tobi
wusste schon ein paar Stunden nach der kleinen OP nichts mehr davon.
Danach
konnten wir das Thema „Freilauf“ etwas entspannter sehen und
können inzwischen akzeptieren, dass wir einen kleinen Freigänger
haben.
Nachbarn unter sich! |
Anfangs
war es so, dass Tobi, sobald man die Türe öffnete, wie ein geölter
Blitz um die Ecke schoss und für die nächsten 20 bis 30 Minuten
unsichtbar blieb.
Später
hörten wir von dem ein oder anderen Nachbarn, wo er überall gewesen
sein musste.
Sein
Radius war dabei erschreckend groß, wurde aber mit zunehmender
Lässigkeit unsererseits erstaunlicherweise immer kleiner. Es schien
so, als wollte er zuerst seine Freiheit genießen, war sich aber
offensichtlich unserer Anwesenheit immer bewusst.
Jetzt,
nach einem Jahr können wir sagen, dass er sich quasi selbst so
erzogen hat ,wie wir es von Anfang an wollten, und das ohne große
Klimmzüge und Nervenstrapazen für uns.
Mit Freundin Lilli in Höscheid |
Heute
z.B. lief er vor mir her zur Straße, wollte schon um die Ecke zu
seiner Freundin Jana im Nachbarhaus. Als ich rief, dass ich zu den
Ponys wolle, dreht er sofort bei, kam mit mir mit und wartete beim
Weideeingang geduldig, bis ich geputzt und gefüttert hatte.
Dann
kam er mit zurück nach Hause.
sein Lieblingsplatz |
Ich
bin richtig stolz auf unseren Kleinen, der uns offensichtlich als die
wichtigsten Mitglieder seines Rudels und darüber Hinaus als
Rudelführer akzeptiert, ohne dass wir das mit allzu viel Vehemenz
hätten durchsetzen müssen.
Gut,
er bellt immer noch alles draußen an, was in seiner Nähe zu sehen
ist, besonders Katzen reizen ihn zu Jaulkonzerten. Er hat da so eine
unnachahmliche Art, die fast wie Keckern eines kleinen Schimpansen
klingt. Das macht ihn unverwechselbar und irgendwie auch sehr
charmant.
Wir
lieben ihn sehr und freuen uns auf hoffentlich viele schöne Jahre
mit ihm und unserer Tammi!
Freunde |
An zerrupfte Hundekörbe, zerbissene Schuhe, versteckte Socken und andere Kleidungsstücke sowie abgezogene Tapeten kann man sich gewöhnen. Die vollständige Anwesenheit solcher Kleinigkeiten wird gemeinhin überbewertet.