Heute stand mal wieder
„Laufen“ auf dem Programm.
Eigentlich war mir nicht so
danach, irgendwas Blödes hatte ich gestern gegessen, das mir jetzt im Gedärm
rumorte.
Vom Prinzip her war der Tag
bis jetzt eigentlich gut gewesen: wir haben endlich den Schlüssel unseres
„alten“ Hauses an den neuen netten Besitzer übergeben – das ist schon ein gutes
befreiendes Gefühl.
Trotzdem war da das
Gegrummel in mir und der kurze Kampf: Kopf gegen Körper, ob Laufen wirklich so
eine gute Idee wäre!
Da ich aber weiß, dass es
mir in der Regel nach dem Lauf besser als vorher geht, wagte ich es.
Ich muss zugeben, es fiel
mir anfangs ziemlich schwer, meinen Rhythmus zu finden, weshalb ich auch eine
kurze, leichte Strecke mit wenigen Steigungen wählte. Aus dem Dorf raus
hinunter ins Tal lief ich also auf dem asphaltierten Weg, der dann irgendwann
in einer scharfe Rechtskurve in den Wald führt.
Rein zufällig fiel mein
Blick geradeaus auf die andere Seite einer Wiese und ich nahm wie früher schon
einige Male den in der Sonne liegenden Sitzplatz am gegenüberliegenden Waldrand
wahr.
Geradezu einladend lockte er
mich, den neuen Weg dorthin auszuprobieren. Angekommen sah ich als Erstes ein
großes Holzkreuz mit einer wunderbaren Inschrift, die gleichsam alle einbezieht,
die zu Fuß, mit dem Rad oder zu Pferd unterwegs sind.
Etwas abseits von Holzkreuz
und Sitzgruppe stehen drei weitere Holzsessel neben einem grün lackierten
Briefkasten.
„Eifelgedanken“ lese ich und
darüber einen kleinen Hinweis zur Öffnung des Kastens. Innen finde ich eine
Plastiktüte mit mehreren Schreibheften, einer kleine Broschüre über Gebete und
Gedanken und mehrere Stifte.
Längst habe ich mich mit
Tammi an meiner Seite auf einem der Sessel niedergelassen und blättere in den
Heften.
Eine kindliche Schrift tut
kund, dass sie auf einem Bauernhof Urlaub macht und die Eifel schön findet, Ein
Paar erzählt von schönen Wanderwochen in der Eifel. Eine Wandergruppe hat sich
mit ihren Unterschriften verewigt.
Zwei Hefte sind fast
vollgeschrieben, ein Weiteres öffnet mir einladend seine gänzlich leeren
Seiten. Leere Seiten üben auf mich immer einen hohen Aufforderungsreiz aus,
weshalb ich fast automatisch schon den passenden Stift suche.
„Eifelgedanken“? Gedanken in
der Eifel? Über die Eifel? Für die Eifel?
Ich als Neueiflerin fühle
mich sofort angesprochen, etwas zu Papier zu bringen, auch wenn ich nicht weiß,
wer die Zeilen liest, also ich den Adressaten überhaupt nicht kenne.
Trotzdem oder gerade deshalb
fließen mir die Worte nur so aus dem Stift und, ehe ich mich’s versah, war die
erste Seite vollgeschrieben: über meine Gefühle, einen so schönen Platz so
wunderbar vorgefunden zu haben, über das Passende gerade in dieser Stimmung, in
der ich mich momentan befinde!
Bin jetzt nur gespannt, wer
als nächstes hinschreiben wird und nehme mir vor, in Zukunft regelmäßig hier
vorbeizuschauen.
Nachdem ich alles wieder im
Briefkasten verstaut habe, wende ich mich auf neuen Wegen am Waldrand entlang
und setze so meinen Weg fort.
Gereinigter Kopf, friedlich
im Herzen war es ,heute ganz besonders eine gute Entscheidung, mich aufgerafft
zu haben und so, entgegen meinem Unwohlsein gehandelt zu haben.
Das ist dann sowieso am
nächsten Tag wieder auskuriert.