Sonntag, 28. November 2010

Glück!

Glück ist relativ. Oft bezeichnet es leider nur den Unterschied zwischen Unglück und Mittelmäßigkeit.
Ich fühle mich oft glücklich; "glücklicherweise" bin ich ein positiv denkender Mensch, der gelernt hat, das Glück in kleinen Augenblicken zu sehen und zu genießen. Dafür bin ich unendlich dankbar. Besonders, weil ich in meiner Umgebung leider häufig den Hang zum bewussten Unglücklichsein bemerke.
So bin ich glücklich, wenn ich mich laufend durch unsere schöne Voreifellandschaft bewege, wenn ich mich dabei auspowere und mein Lebendigsein spüre. Wenn ich abends, in dieser Jahreszeit, schon fast im Dunklen, bei meinen Pferden auf der Weide bin und ihnen beim Fressen zusehe oder auch nur die Geräusche ihrer mahlenden und schmatzenden Mäuler höre.
Dann könnte ich platzen, so spüre ich das Glück bis in die Letzte meiner Körperzellen!
In letzter Zeit, genauer seit zwei Wochen, vermisse ich dieses spontane Glücklichsein. Denn etwas trübt die uneingeschränkte Freude über das alltägliche Glück:
vor fast zwei Wochen wurde bei unserer 4 Monate alten Enkelin Laura ein bösartiger Tumor festgestellt! Einfach nur so bei einer Routineuntersuchung, die im Säuglings- und Kleinkindalter mit schöner Regelmäßigkeit durchgeführt werden und die Eltern in Ruhe und Sicherheit wiegen sollen, dass alles in Ordnung ist.
Nun ist bei Laura und uns nichts mehr in Ordnung! Ein Diagnose -Marathon begann für die Kleine und ihre Eltern! Sämtliche, auch bei erwachsenen Tumorpatienten üblichen Tests wurden bei der Kleinen durchgeführt, jeder einzelne eine enorme Belastung!
Wir bangten täglich wegen der zu erwartenden Ergebnisse.
Die letzte Untersuchung ist nun abgeschlossen, aber eine Gewissheit, ob operiert oder Laura „nur“ beobachtet werden muss, haben wir noch nicht!
Dazwischen die für uns unfassbare Fantasie, die Kleine irgendwann nicht mehr bei uns haben zu können! Sämtliche düstere Ahnungen ballten sich in unseren Köpfen wir Unwetterwolken zusammen.
Alles andere wurde nebensächlich! Nun konnte ich verstehen, dass viele Menschen in solch einer Situation mutlos und depressiv werden.
Ein langes Telefonat mit meiner schwer kranken Freundin brachte für mich die Wende – sie führte mir vor Augen, dass wir durch positives Denken nicht nur unsere eigenen Gefühle beeinflussen sondern wirklich auch Einiges zur Gesundung beitragen können.
So begann ich lange Zwiegespräche mit meiner kleinen Enkeltochter zu führen, in deren Verlauf ich immer ruhiger und zuversichtlicher wurde.
Nun ist Laura seit einigen Tagen wieder zu Hause – wir freuen uns über ihr glucksendes Lachen, dass sie erstaunlicherweise im Krankenhaus noch weiter trainiert hat. Auch das zielgerichtete Greifen kann sie nun viel besser als vorher! Offensichtlich scheint der Stress an ihr fast spurlos vorübergegangen zu sein.
Die Untersuchungsergebnisse erwarten wir mit relativer Gelassenheit – wir sind sicher, dass wir die Herausforderungen, die dadurch entstehen könnten, bewältigen werden!
Glück ist also doch relativ – ich freue mich über kleine Dinge und bei den Großen „platze“ ich!