Mittwoch, 26. Mai 2010

Was denkt sich ein Pferd?


Gestern nutzte ich den, wie sich heute herausstellte, letzten schönen Tag (morgen wirds wieder besser!!), um spontan alleine auszureiten. Das habe ich schon lange nicht mehr getan - leider bisher durch etliche Mitreiter, die mir lieb sind und überhaupt nicht auf die Nerven gehen, verhindert.
Also ritt ich auf Grimur eine Runde durch die spätnachmittäglichen Felder.
Eine meiner Lieblingsstrecken, was ich dann meinem Pferd auch mitteilte.
Er hörte mir aufmerksam zu, spielte mit den Ohren, schnaubte ab und zu, grummelte auf seine eigene Art, schien mir damit zu antworten.
Dann, auf einmal Stille. Mir fiel nichts mehr ein und ihm offensichtlich auch nicht.
Worüber unterhält man sich eigentlich mit einem Pferd?
Von meinen langen Läufen bin ich Schweigen gewöhnt, eventuell noch Musik vom iPod, aber, da ich immer alleine laufe, keine Gespräche.
So wanderten wir in einvernehmlichem Schweigen und absolut entspannt. Nach dem ersten langen Galopp war unser Atem schneller, wurde dann aber wieder ruhiger.
So verging einige Zeit, bis ich merkte, dass Grimur mir offensichtlich auch Dinge mitteilen und zeigen wollte. Er wendete den Kopf bald hier- bald dorthin, als wolle er mich an seinen Beobachtungen teilhaben lassen.
"Meinst du nicht, wir sollen diesen Weg nehmen?" schien er zu fragen, ließ sich dann aber sofort auf meinen Gegenvorschlag ein; "oder vielleicht lieber dort entlang?"
Als ich dann endlich mit seiner Wahl einverstanden war, fragte er nochmal nach, bevor er durch schnelleres Gehen zeigte, dass er diese Richtung auch bevorzugte.
Schließlich fragte er nach einer schnelleren Gangart - "Okay, dann wollen wir mal " war meine stumme Antwort, die er sehr gerne umsetzte.
So gelangten wir nach einem übermütigen Galopp wieder nach Hause, hatten kaum zehn Sätze miteinander gewechselt und doch beide unseren Ausritt genossen.

Sonntag, 23. Mai 2010

Bild von Luke

war im letzten Text nicht ganz eingestellt worden, deshalb nochmal:
Kater Luke bei der Pfingstmeditation

Sprachen


Heute ist Pfingsten – da lernten die Apostel vor fast 2000 Jahren die ungewöhnlichsten Sprachen und konnten sie auch gleich anwenden, sozusagen vom heiligen Geist inspiriert.

Heute begnügen wir uns an Pfingsten meistens damit, das schöne Wetter bei Ausflügen und Grillfesten zu genießen.

Oder auch, wie wir es tun, unsere Tiere zu beobachten und dieses zu genießen.

Deren Sprache ist meistens eindeutig und leicht zu verstehen.


Die Ruhe, die sie ausstrahlen sagt uns auch ohne Worte: alles in Ordnung - ihr könnt euch aufs Leben verlassen -alles ist gut und richtig!

In dieser Ruhe liegt die Kraft, die uns den Alltag an so einem Wochenende vergessen und ihn, wenn er wieder dran ist, bewältigen lässt!


Samstag, 22. Mai 2010

Sommer!



Tja, wir haben den Sommer eingeläutet. Gestern abend durften die beiden großen Reitermädchen ihre Lieblingspferde ohne Sattel reiten. Ich nahm die Übriggebliebenen, Trausti und Gladur, die beide eigentlich nicht gut zusammen zu führen sind, weil der eine den anderen vor sich her zu treiben scheint, egal wie weit ich sie auseinanderhalte (was ganz schöne Muckis gibt!)
So wanderten wir die 500 m durchs Dorf zur Bachweide, die in diesem Jahr schon ein paar Mal für einige Stunden abgegrast werden durfte. Nun sollen die Ponys dort auch über Nacht bleiben, nur zum Reiten kommen sie nach Hause, aber da bin ich jeweils auf Mithilfe angewiesen, weil unsere Ponys sich problemlos nur im Viererpack durchs Dorf führen lassen.
Später, wenn sie auf der großen Sommerwiese am Sportplatz sein werden, packe ich wieder das ganze Sattelzeug ins Auto und wir reiten von dort aus - dann sind die Pferde über drei Monate garnicht zu Hause.
Abends im Garten empfing mich gähnende Leere, die mir jedes erste Mal einen Stich gibt. Sieht so leer aus hinterm Haus! Keine Ponys, die gemächlich Richtung Stall wandern, sobald sie die Tür zur Tenne hören, weil es dann meistens Futter und Streicheleinheiten gibt. Kein Wiehern, wenn sie die anderen Pferde ein paar Gärten weiter rufen hören.
Ist schon komisch, so still!
Nun haben wir wieder einen anderen Lebensrhythmus: morgens im Stall nur noch Schafe und Kaninchen versorgen, aber mit dem Fahrrad, zu Fuß oder dem Auto (Hunde eingepackt) zur Weide, um zu schauen, ob alles noch in Ordnung ist, das Wasser nachfüllen, den Zaun kontrollieren.
Für mich wieder näher an der Natur - zudem laufe ich auf meinen Trainingsstrecken jetzt öfter in Richtung Weide und werfe einen Blick auf die "Fellnasen", freue mich an dem Bild der friedlich Grasenden und verabschiede mich, wenn sie mir bis zum Tor hinterher laufen, "bis zum Abend" - sie verstehen mich sicher und trollen sich!

Donnerstag, 13. Mai 2010

Sinnkrise

Mein Mann erschreckte sich, als ich gestern feststellte. "Du, ich glaube, ich habe eine Sinnkrise.!" Gemeint habe ich aber nicht das Hinterfragen unserer Beziehung, sondern die Frage nach dem Sinn aller meiner Engagements. Während des anschließenden Laufs - ich sortiere beim Laufen immer meine Gedanken - räumte ich in diesen mal so richtig auf!
Heraus kam zunächst einmal eine lange Liste der Dinge, die ich privat und beruflich so täglich zu bewältigen hatte:

Familie - Hunde, Katzen, Schafe, Kaninchen versorgen, Haushalt managen, Einkaufslisten schreiben, täglicher Brötcheneinkauf für den Kiosk meines Sohnes; Beratung in der Nachhilfeschule meines Mannes

Pferde - füttern, zur Weide bringen, Reitstunden geben, selber reiten, Weidemagement, Zäune reparieren

Beruf - Klassenlehrerin, Berufsberatung, Unterricht planen und durchführen, jeden Tag pünktlich in der Schule erscheinen, Ausbildungskoordination (AKO), Beratungslehrerin;

Bei den Familienaktivitäten steht mir natürlich das ein oder andere Familienmitglied zur Seite, so dass ich auch Aufgaben abgeben kann, weil sie letztlich unser gemeinsames Projekt sind!

Vieles ist natürlich aufgrund meines persönlichen Hobbys entstanden - in den letzten beiden Jahren kam noch meine neue Leidenschaft, das Laufen, dazu - auch ein Zeitfresser! Aber auch eine Möglichkeit, mir Luft zu verschaffen -

Nun stellte ich fest, dass ich mich total zerrissen fühle - aufgerieben zwischen all diesen teilweise selbstgestellten Aufgaben.

Also muss ich dringend etwas ändern, vor allem um Platz zu schaffen für Aufgaben, die mich weiterbringen und wirkliche Zufriedenheit und damit auch geistige und körperliche Gesundheit bringen.

Aber, was soll ich rausschmeißen?

In Anbetracht der Tatsache, dass mein offizielles Berufsleben von Kultusministers Gnaden in den nächsten 10 Jahren enden wird, möchte ich nicht so gerne bei meinen Hobbys ausdünnen, sondern lieber die dienstlichen Aktivitäten zurückfahren.

Gespräche mit meiner Familie und Kollegen werden mir hoffentlich Entscheidungshilfe bieten.

Vor allem sollte ich überlegen und in mich hineinhören, wobei ich mich gut oder nicht so gut fühle.

Besonders meine Zusatzaufgaben, die nicht unmittelbar mit meiner Lehrertätigkeit, also mit dem Umgang mit jungen Menschen zusammenhängen, machen mir zusehends Bauchschmerzen.

Muss ich mich wirklich selbst "verkaufen", um mir was beweisen zu können?

Muss ich erwachsenen Menschen lehrend gegenüber stehen? Will ich das wirklich?

Soll ich prüfen und bewerten? Macht mir das wirklich Spaß?

Nein, eigentlich nicht.

Das erinnert mich zu sehr an die dunklen Zeiten meiner eigenen Schullaufbahn, in der ich mich klein und wertlos fühlte, weil ich bestimmte Normen nicht erfüllte. Das möchte ich nicht auf der anderen Seite stehend wiederholen.

Viel lieber möchte ich Lernbegleiterin. Lebensbegleiterin, Richtungsweiserin, Vorbild sein! Auf Augenhöhe mit denen, die von mir lernen können, sollen und wollen.
Dahin sollte mein Entscheidung zielen.
Ich bin gespannt!

Montag, 10. Mai 2010

Werte

Mal was Philosophisches! (anlässlich des Gesprächs mit einer Studienabsolventin!)

Wenn ein Kind geboren wird, will jeder wissen, ob es gesund ist, ob die ersten Testwerte stimmen. Später geht’s weiter mit der Testerei: U1 bis U irgendwas, Seh-, Hör-, Sprachtests und motorische Tests begleiten den Weg eines jeden jungen Menschen.

Später, in der Schule interessieren die Ergebnisse und Werte des schulischen Lernens. Tests und Klassenarbeiten geben ein Bild über den Leistungsstand des Heranwachsenden.

So entwickelt sich im Menschen ein von außen bestimmtes Wertgefühl. Dieses hängt auch und nicht zuletzt von der Sympathie der mit seiner schulischen Entwicklung befassten Lehrer ab.

Anders erleben sich die meistens Menschen innerhalb ihrer Familie, der sozialen Umgebung: sie werden aufgrund ihrer Persönlichkeit wertgeschätzt bzw. spüren, dass sie für ihre Eltern, Geschwister und sonstige Verwandte wertvoll und einzigartig  sind. So der Idealfall!

Diese Kinder entwickeln Selbstbewusstsein, das ihnen so schnell kein übel wollender Erwachsener wankend machen kann. Sie geraten aufgrund dieses Selbstbewusstseins mit dem Regelwerk „Schule“ immer mal wieder in Konflikte, meistens kleine und nicht spektakuläre Auseinandersetzungen im täglichen Miteinander, harmlos und oft auch notwendig, formen sie den jungen Menschen zu einem kritischen Erwachsenen, der nicht zu allem „ja und Amen“ sagt.

Wird aber innerhalb der Familie das Selbstwertgefühl des jungen Menschen nicht gepflegt, so kann es durch Einflüsse von außen umso mehr ins Wanken geraten.

Dann entwickeln  viele Jugendliche eine wehrhafte Trotzhaltung, die sie alles, was an Kritik von außen an sie herangetragen wird, als Angriff auf ihre Person verstehen lässt. Ihr Verhalten wird aggressiv und destruktiv, manchmal auch depressiv, was als Aggression gegen die eigene Person interpretiert werden kann. 

Auch, wenn es nicht zu solch krassen Auswirkungen kommt, kann das mangelnde Selbstwertgefühl dazu führen, dass der junge Mensch sich selbst nicht richtig wertschätzen kann und, falls er von Freunden gelobt wird, dieses Lob gar nicht so richtig annehmen kann. Sein eigener Wert wird von ihm nicht richtig wahrgenommen werden.

Falsche Ziele und/oder falsche Entscheidungen, die Ausbildung und Berufswahl betreffend, sind oft die Folge einer solchen Fehleinschätzung.

Viele junge Leute probieren verschiedene Berufe aus, ohne eine Ausbildung zuende zu führen. Und geben irgendwann entnervt und frustriert auf.

Vielleicht hat man irgendwann die richtige Wahl getroffen, hat endlich seinen Traumberuf oder zumindest eine dem Traumberuf nahe kommende Variante gewählt, wird man sicher irgendwann in die Lage versetzt, seinen Wert in Zahlen, sprich dem beanspruchten oder erwarteten Gehalt ausdrücken zu müssen.

Da machen viele Berufsanfänger sich klein, weil sie in ihrer Biographie ihren wirklichen Wert nicht vermittelt bekamen.

So sind sie dann vielleicht wieder frustriert, weil plötzlich das Gehalt im Traumberuf nur knapp zum Leben reicht.

Da sollte sich  jeder in Erinnerung rufen, welchen Einsatz er bei seiner Ausbildung zeigte, wie viele Jahre er unter Zeit- und Prüfungsdruck nicht in den Tag hinein leben konnte, sondern angesichts der nächsten Klausur, Hausarbeit oder mündlichen Prüfung mit ständig schlechtem Gewissen Freunde und Hobby vernachlässigen musste, von Eltern und anderen Erwachsenen an ein baldiges Ende der Ausbildung erinnert wurde und sich letztlich auch selber genügend Druck machte.

Soll man sich das als Studienabsolvent nicht auch gut bezahlen lassen? 

Also, ihr Berufsneulinge, traut euch zu, euren Wert richtig einzuschätzen und das auch von eurem zukünftigen Chef  zu erwarten!