Die Leute, die mich kennen,
wissen, dass ich gerne rede, manchmal auch zu gerne, was dann schnell auch mit
viel oder zuviel einhergeht…
Nun erlebe ich, dass mir das
Leben immer mal wieder vor Augen führt, was wäre, wenn die ein oder andere
Eigenschaft verloren ginge oder sich veränderte.
So habe ich mir in der
Vergangenheit schon mal den Arm gebrochen, ausgerechnet dann, als es darum
ging, zuzupacken, mein Leben neu zu ordnen.
Über die Entdeckung der
Langsamkeit lernte ich dann, mich dem Tempo meines Mannes anzupassen und auch
ihm Raum fürs Einrichten unseres gemeinsamen Lebens zu geben.
Ein paar Jahre später, als
wir gerade damit beschäftigt waren, uns auf unserem Hof neu zu finden, ein Hof
mit vielen Wegen, um die notwendigen Dinge zu erledigen, war es das Bein, das
plötzlich gebrochen, mich nur noch langsam vorwärts kommen ließ und ich jede
Art von Hilfe annehmen musste, was mir im Allgemeinen schwerfällt. Dafür bekam
ich Zeit geschenkt, in der ich die anderen machen lassen musste, was ich sonst
selber zu tun pflegte und mich dabei dann schnell überforderte und meiner
Familie keinen Raum für Beteiligung gab.
Nun habe ich mir wieder so
einen Stolperstein in den Weg legen lassen: nach einer Bagatellerkältung, zu
früh wieder in die Schule gegangen und vergessen, meine Stimme zu schonen, ist
sie auf einmal weg! Einfach nicht mehr da –von jetzt auf gleich! Ich bin
Lehrerin!
Ich kann nur noch flüstern,
man versteht mich nur, wenn ich dies deutlich tue und auch sonst darauf warte,
dass es leise ist und man bereit ist, mir zuzuhören.
Eine harte Lektion!
Da ich nicht nur bereit bin,
aus allem eine Lehre, einen Nutzen zu ziehen, brauche ich auch hier nicht lange
um festzustellen, dass es wieder mal an der Zeit ist, einen Gang runter
zufahren
Ich rede nur noch, wenn es
wirklich notwendig ist – momentan geht sowieso nur flüstern und auch da hat mir
der Arzt geraten, dies auf ein Minimum zu reduzieren. Außerdem überlege ich mir
(schon wegen der Anstrengung) gut, ob ich überhaupt etwas zu sagen habe und wie
ich es dann sage!
In der Schule hatte ich mir
ohnehin schon angewöhnt, vieles den Schülern einfach schriftlich zu vermitteln
– auch sie wissen inzwischen, dass sie, wenn die Kreide auf der Tafel kratzt,
doch einmal einen Moment hinschauen müssen, was die Lehrerin da notiert.
Insgesamt wurde es dadurch
ruhiger – oh Wunder!
Also so eine kleine Auszeit
für einen Teil des Körpers hat schon seinen Charme – besser als ein
Totalausfall ist er allemal!
Heute machte Laura noch eine
nette Bemerkung. Breit grinsend empfing sie mich mit den Worten: „Kommt da
meine leise Oma?“ Wäre jetzt noch interessant zu wissen, ob ich sonst die laute
Oma bin oder ob sie einen Unterschied zu den anderen Omas feststellte?