Samstag, 26. Januar 2013


Krank?

Eigentlich bin ich krank!
Was man so krank nennt: Brüllhusten, der sich nicht locker husten lässt; eine sehr aktive Nase, die mich beim Lauftraining gerne überholen würde, die Ohren fühlen sich wie nach einem Tauchgang an – ich höre alles nur gedämpft und als ob das alles nicht reicht, fühlen sich meine Knochen und Gelenke an, als hätte ich drei Tage am Stück Holz gehackt! Nur Fieber habe ich keins.
Eigentlich müsste ich bei diesen Symptomen im Bett bleiben. Aber dazu kann mich noch nicht einmal meine Ärztin überreden – sie hat es auch gar nicht erst versucht.
Auch in Medizinerkreisen hat sich die gesundheitsfördernde Wirkung von Frischluft inzwischen herumgesprochen, also verordnete sie mir dann auch leichte Bewegung an der frischen Luft, selbstverständlich warm eingepackt und ständig ein warmes Getränk in erreichbarer Nähe!
So bewege ich mich auf unserem tief verschneiten Grundstück quasi in Zeitlupe zwecks Entfernung der Hinterlassenschaften meiner Pferde mit einer Spitzhacke – in der Nacht waren es -8°C, schiebe die Mistkarre langsam gemessenen Schritts Richtung Mistsammler, der oben auf dem Berg steht!

Später schlendere ich mit den Hunden unseren Wiesenweg auf und ab, weil die lieben Musnasen ja auch mal Bewegung brauchen.
Die Pferde, obwohl auf der verschneiten Weide emsig und erfolgreich auf Futtersuche, freuen sich trotzdem über eine zusätzliche Portion Heu, das ich mit Hilfe der Schubkarre auf der Wiese verteile. Alles in langsamen, meiner Befindlichkeit angepassten Tempo!
Und nun? Mich im Haus gemütlich ins Bett kuscheln? Nein, ich doch nicht – ich spüre eine relative Unruhe in den Beinen, weshalb ich diese dann auch in gefütterte Laufhosen hülle, mit den entsprechenden Winterlaufschuhen ausrüste und meinen schon ungeduldig auf und ab hüpfenden kleinen Hund an die Leine nehme und mit dem Hinweis an meinen Mann „Tammi braucht Bewegung“ von dannen schreite.

Nun, beim Schreiten bleibt es nicht: langsam, fast unmerklich gerate ich in leichtes Jogging-Tempo, was mir wirklich leicht „von den Beinen“ geht. Ehe ich mich versehe, habe ich mein normales Lauftempo erreicht und spule nun die gewohnte Strecke Richtung Sportplatz den Berg hinauf ab.

Es ist kalt, der Schnee unter meinen Füßen weich, so dass ich die 4 km, die ich zurücklege, kaum spüre. Schneller als gedacht bin ich wieder zu Hause.
Dort warten schon die Pferde auf die Abendmahlzeit.
Ich fahre mein Tempo wieder runter –schließlich muss ich mich ja schonen, verrichte die notwendigen Arbeiten, packe 8 Heusäcke für die Nacht- und Morgenmahlzeit und komme endlich ins Haus!
Hier lockt der Kamin, das Abendessen ist auch schon fertig und ich kann mich nun richtig verwöhnen lassen,
denn eigentlich bin ich ja krank…..
aber ganz offensichtlich auf dem Weg der Besserung!


Freitag, 25. Januar 2013


Herzrasen

Heute kam es wieder wie angeflogen, mein Herzrasen, von mir gelegentlich auch Herzkaschperl genannt.
Ich habe das schon seit meiner Jugend:
plötzlich, quasi ohne Vorwarnung, setzt mein Herzschlag für den Bruchteil einer Sekunde aus, um dann als stürmisches Stakkato weiterzurasen. Ich habe mal gezählt, mein Pulsschlag kommt so mit 200 bis 220 Schlägen pro Minute daher. Früher hat mich das in schiere Panik gestürzt, habe etliche Male Ärzte aufgesucht und weiß nun, dass das keine wirklich organischen Ursachen hat. Eine elektrische Reizleitungsstörung, quasi ein Kurzschluss, wurde mir erklärt. Also Ruhe bewahren!
In den Sekunden, bevor der Herzschlag pausiert, spüre ich eine Leere im Brustraum, der ich mit einer Reihe von Techniken begegne. Verschiedenes habe ich schon ausprobiert; am besten hilft, sofort die Luft anhalten, zusätzlich mit den Fäusten auf das Brustbein pressen.
Dann, wenn ich Glück habe, besinnt sich mein Herz wieder und schlägt im normalen Rhythmus weiter und ich kann weiter meinem Tagesgeschäft nachgehen. Meistens ist es dann wieder gut und ich freue mich über meinen gleichmäßigen festen Pulsschlag.
Wenn ich aber den richtigen Moment zum Luft anhalten verpasse, beginnt eine unangenehme Phase: mir wird übel und schwindelig. Ohnmächtig geworden bin ich zum Glück noch nie, aber es fühlt sich so an, als ob ich nicht weit davon entfernt bin.
Ich arbeite dann für gewöhnlich weiter, denn hinlegen geht überhaupt nicht, dann wird’s nämlich noch schlimmer, aber mein Arbeitstempo reduziere ich doch. Am besten funktioniert es, das Herzrasen einfach zu ignorieren. Dann kommt irgendwann der Augenblick, wo ich wieder ein Gefühl der relativen Leere empfinde und, wie es begonnen hat, kehrt mein Herz wieder zur normalen Frequenz zurück, das heißt, zum normalen Ruhepuls!
Anschließend bin ich müde, aber trotzdem fühle ich mich auf wundersame Weise gestärkt, so als ob ich durch den schnellen Pulsschlag eine Überdosis Sauerstoff tanke – dem ist wahrscheinlich auch so!

Für mich als Fazit ist es wichtig, meine besondere Befindlichkeit so zu akzeptieren, wie sie geschieht, also das Signal meines Körpers zu beachten und für mich zu nutzen, gleichsam achtsam mit dieser kleinen Besonderheit umzugehen.
Achtsam heißt, langsamer die alltäglichen Verrichtungen zu erledigen, inne zuhalten und durchzuatmen, auch schon mal etwas abgeben.

Und, wenn mein Herz dann unbedingt rasen will, es einfach geschehen lassen und die zusätzliche Sauerstoffdusche für meinen Energiespeicher zu nutzen.

Montag, 14. Januar 2013

Abschied


15.10.2012/Anfang Dezember 2012

10 Jahre Lüxheim!
Was wir uns nie vorstellen konnten: eine lange Zeit von 10 Jahren geht zu Ende.
Bereits im vergangenen Jahr machten wir uns im Zusammenhang mit meinem "Burn out" Gedanken darüber, ob es wirklich eine Zukunft in unserem großen Hofanwesen gibt!
Als wir uns hier einrichteten, schien alles perfekt: wir hatten für uns und unsere Familie genügend Platz, die Pferde wohnten hinterm Haus auf dem eigenen Gelände und wurden im Sommer tagsüber auf unsere hofnahen Weiden gebracht, unsere Mieter waren nett und zuverlässig.
Aber seit einigen Jahren veränderten sich die Bedingungen: die Familie vergrößerte sich, die Pferde blieben im Sommer nachts auf den inzwischen weiter weg gelegenen Weiden, weil die ortsnahen aus verschiedenen Gründen nicht mehr zur Verfügung standen (Bauaktivitäten, Ärger mit den Verpächtern usw.), die Mieter zogen aus - neue zogen ein und wieder aus und erwiesen sich zunehmend als unzuverlässig, fordernd und bisweilen auch zerstörend/chaotisch.
Ich begann, mich wie im Hamsterrad zu fühlen, was vor über einem Jahr dazu führte, dass ich komplett zusammenbrach und auch meine Familie an den Rand des Zumutbaren geriet.
Zudem stellten sich in Haus und Hof immer mehr Probleme heraus, die wir so vorher nicht gesehen hatten.
Nachdem auch das Umfeld immer weniger unseren Vorstellungen entsprach (die Pferdekoppel, auf die wir jahrelang schauen konnten, wich wunderschön anzusehenden Häusern; plötzlich störten die Pferde hinterm Haus die Nachbarn . . .),wir uns außerdem finanziell immer mehr aus dem Fenster lehnen mussten, um einen gewissen Renovierungsstandard halten zu können, entschlossen wir uns, Lüxheim "Lebewohl" zu sagen und uns eine andere Heimat zu suchen.
Nachdem nun bereits die ersten Umzugskartons gepackt, Vieles im neuen Domizil bereits begonnen wurde, wird nun jeder Weg hier zum Abschiedsweg!
Ein letztes Mal den Bachweg am Neffelbach entlang reiten oder laufen. .
Noch mal mit dem Fahrrad die Kemperhof-Stockheim-Runde radeln...
Mit Tammi die Felder umrunden...
Mit beiden Hunden die Wasserwerkrunde laufen...
Müddersheim-Poll-Runde usw. usw.
Die Narzissen im Garten haben Ostern zum letzten Mal für uns geblüht -diese Pracht werden wir so schnell nicht vergessen. Die Kirschen, Äpfel und Pflaumen wurden für uns reif und haben uns immer großartig geschmeckt.
Der Anblick der endlosen Felder, des weiten Himmels mit Blick bis zum weit entfernten Horizont - weit weg die Abraumhalden der Braunkohle und die dazu gehörenden Kraftwerke -das werden wir im neuen Domizil nicht sehen können!
Vieles hat sich in den letzten 10 Jahren ereignet, viele Abschiede mussten wir durchleben: Ayla, die Schäferhündin, Fusl und Charly, unsere "jungen" Katzen, die Böckchen Max und Moritz, etliche Kaninchen und Meerschweinchen; unser Gladur war der Letzte, der in diesem Frühjahr über die Regenbogenbrücke ging!
Auf dem Dorffriedhof das Grab von Heiners Mutter, das wir nun nicht mehr so häufig besuchen werden.
Aber wir haben auch gewonnen: viele Freunde, unsere Schwiegertochter, unsere Enkelin Laura! Und ein neues Mitglied in unserer Ponyherde: Skelmir, ein Geschenk unserer Freunde aus der Eifel, der nun bei uns noch hoffentlich viele Jahre teilhaben wird.

Nun beginnen wir neu: wir ziehen noch einmal ein ganzes Stück weiter in den "wilden Westen" von Köln, in die Eifel.
Zufällig - aber es gibt ja keine Zufälle! - haben wir unser neues Zuhause etliche Kilometer weiter weg von Köln gefunden. Mit der Entscheidung haben wir uns deutlich schwerer getan als mit der Entscheidung vor 10 Jahren, in die "Voreifel" zu ziehen.
Bislang dachte ich als Kölnerin, ich müsste immer in Sichtweite der Domtürme leben, aber die sehe ich schon seit 10 Jahren nur auf meinem Weg zur Arbeit. Daran wird sich nun nichts mehr ändern und ich denke, ich werd's überleben.
Ich tausche gegen den Blick über endlose Hügelketten, die dicht bewaldet den Rand des Blickfeldes säumen, wenn wir aus unseren Wohnungsfenstern schauen. So werden wir auch beim ersten Blick schon sehen, ob alle Ponys noch da sind und ob's ihnen gut geht. Das wird ein entscheidender Vorteil sein, auf den ich mich jetzt schon freue. Auch längeres Schlafen ohne den Brötchenlieferservice für die lieben Dorfmitbewohner werde ich sicher genießen!
Dann an Wochenenden nur von der Stimme unserer Enkeltochter oder vom Maunzen der Katzen oder Fiepen der Hunde geweckt zu werden.

In unserer Wohnung ist es deutlich enger als zuvor, aber wir haben festgestellt, dass wir den großzügigen Platz in Lüxheim nicht vermissen, im Gegenteil tut es gut, mit weniger aus zukommen  Weniger Fläche zum Sauberhalten und Heizen.
Die Tiere genießen die Nähe zu uns und rücken als Rudel, selbst die Katzen machen da keine Ausnahme, enger zusammen.
Wir haben uns von vielen (überflüssigen) Dingen getrennt, was einerseits schmerzlich, andererseits aber auch ein heilsamer Prozess war. Nur die wirklich wichtigen Dinge haben wir behalten – und das sind noch genug Bücher und Gebrauchsgegenstände, die Regale und Schränke füllen.