Freitag, 30. August 2013

Eifelgedanken


Heute stand mal wieder „Laufen“ auf dem Programm.

Eigentlich war mir nicht so danach, irgendwas Blödes hatte ich gestern gegessen, das mir jetzt im Gedärm rumorte.
Vom Prinzip her war der Tag bis jetzt eigentlich gut gewesen: wir haben endlich den Schlüssel unseres „alten“ Hauses an den neuen netten Besitzer übergeben – das ist schon ein gutes befreiendes Gefühl.
Trotzdem war da das Gegrummel in mir und der kurze Kampf: Kopf gegen Körper, ob Laufen wirklich so eine gute Idee wäre!
Da ich aber weiß, dass es mir in der Regel nach dem Lauf besser als vorher geht, wagte ich es.
Ich muss zugeben, es fiel mir anfangs ziemlich schwer, meinen Rhythmus zu finden, weshalb ich auch eine kurze, leichte Strecke mit wenigen Steigungen wählte. Aus dem Dorf raus hinunter ins Tal lief ich also auf dem asphaltierten Weg, der dann irgendwann in einer scharfe Rechtskurve in den Wald führt.
Rein zufällig fiel mein Blick geradeaus auf die andere Seite einer Wiese und ich nahm wie früher schon einige Male den in der Sonne liegenden Sitzplatz am gegenüberliegenden Waldrand wahr.


Geradezu einladend lockte er mich, den neuen Weg dorthin auszuprobieren. Angekommen sah ich als Erstes ein großes Holzkreuz mit einer wunderbaren Inschrift, die gleichsam alle einbezieht, die zu Fuß, mit dem Rad oder zu Pferd unterwegs sind.


Etwas abseits von Holzkreuz und Sitzgruppe stehen drei weitere Holzsessel neben einem grün lackierten Briefkasten.





„Eifelgedanken“ lese ich und darüber einen kleinen Hinweis zur Öffnung des Kastens. Innen finde ich eine Plastiktüte mit mehreren Schreibheften, einer kleine Broschüre über Gebete und Gedanken und mehrere Stifte.

Längst habe ich mich mit Tammi an meiner Seite auf einem der Sessel niedergelassen und blättere in den Heften.
Eine kindliche Schrift tut kund, dass sie auf einem Bauernhof Urlaub macht und die Eifel schön findet, Ein Paar erzählt von schönen Wanderwochen in der Eifel. Eine Wandergruppe hat sich mit ihren Unterschriften verewigt.
Zwei Hefte sind fast vollgeschrieben, ein Weiteres öffnet mir einladend seine gänzlich leeren Seiten. Leere Seiten üben auf mich immer einen hohen Aufforderungsreiz aus, weshalb ich fast automatisch schon den passenden Stift suche.
„Eifelgedanken“? Gedanken in der Eifel? Über die Eifel? Für die Eifel?
Ich als Neueiflerin fühle mich sofort angesprochen, etwas zu Papier zu bringen, auch wenn ich nicht weiß, wer die Zeilen liest, also ich den Adressaten überhaupt nicht kenne.
Trotzdem oder gerade deshalb fließen mir die Worte nur so aus dem Stift und, ehe ich mich’s versah, war die erste Seite vollgeschrieben: über meine Gefühle, einen so schönen Platz so wunderbar vorgefunden zu haben, über das Passende gerade in dieser Stimmung, in der ich mich momentan befinde!


Bin jetzt nur gespannt, wer als nächstes hinschreiben wird und nehme mir vor, in Zukunft regelmäßig hier vorbeizuschauen.

Nachdem ich alles wieder im Briefkasten verstaut habe, wende ich mich auf neuen Wegen am Waldrand entlang und setze so meinen Weg fort.

Gereinigter Kopf, friedlich im Herzen war es ,heute ganz besonders eine gute Entscheidung, mich aufgerafft zu haben und so, entgegen meinem Unwohlsein gehandelt zu haben.

Das ist dann sowieso am nächsten Tag wieder auskuriert.

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