Sonntag, 1. März 2015

Kasim


Vor 12 Jahren zog er im Oktober 2002 bei uns ein: unser damals noch kleiner süßer Schäferhund-Boxer-Mischling.
Geboren wurde er in einem Westernstall in der Nähe von Bedburg. Wir waren durch Vermittlung eines Bekannten auf den Wurf Welpen aufmerksam gemacht worden.
Unverbindlich wollten wir uns die mal anschauen und hatten auf dem Rückweg Kasim, so wurde er spontan genannt, im Auto auf meinem Schoß sitzen.
Den Namen hatte unser persischer Freund kreiert, allerdings als witzige Bezeichnung für den erwarteten Nachwuchs einer Freundin.
Kasim eroberte sofort aller Herzen, er begleitete uns fortan an Seite unserer Schäferhündin Ayla überall hin.



Auf zunächst kurze Spaziergänge, bei denen der kleine Hund, angesichts des windigen Herbstwetters meistens unter der Jacke seines Herrchens getragen wurde.
Zum Glück wurde er dafür bald zu schwer und so tollte er über die umliegenden Felder, durch die Wälder, über die Weiden, im Garten, immer schneller, immer kräftiger, bald kaum noch zu bändigen.




Also musste eine vernünftige Hundeschule her. Die ließ sich aber nicht so leicht finden, und so erzogen wir den jungen Flegel nach bestem Können – schließlich hatten wir das ja auch bei unserer Schäferhündin geschafft.





Was man nicht unterschätzen darf, ist der Sozialkontakt in einer Hundeschule, der Kasim nun fehlte.
Außer seiner Freundin und den Nachbarshunden, die aber häufig auf dem Land das gleiche Problem, nämlich die mangelnde Erfahrung im sozialen Umgang mit anderen Hunden, hatten, konnte er dadurch kein angemessenes Sozialverhalten lernen. Er war und blieb ein Rüpel, was fremde Hunde betraf.
Einfacher war es mit Menschen, vor allem mit Kindern. Kasim liebte alle Zweibeiner abgöttisch, wich unseren Reiterkindern nicht von der Seite, bewachte alles, was in seinen Augen seiner Wachsamkeit bedurfte.
Ein einzigartiger Freund und Begleiter für die Kinder und später auch Enkelkinder!
Im Alter von 5 Jahren musste er sich für ihn unverständlich von seiner Freundin Ayla verabschieden. Vom Tierarztbesuch kam sie nicht wieder, weil eine Diagnose uns die Entscheidung, sie ins Regenbogenland zu schicken, in kurzer Zeit abforderte.

Da Kasim sichtbar litt, entschieden wir uns, eine Gefährtin für ihn zu uns zu nehmen und fanden mit Tammi eine Spielgefährtin, mit der er fortan tobte, sie beschützte und auch schon mal ärgerte.

Bei solch einer Toberei verletzte sich Kasim 3 Jahre später am Kreuzband und nach erfolgter OP drei Wochen später am Außenband desselben Beines.

Seitdem konnte er eigentlich nie wieder so lebendig toben wie früher, weil sich im Zuge der Rekonvaleszenz leider eine Hüfterkrankung zeigte, die ihn zusehends immobiler werden ließ.

In den folgenden Jahren lebte er mit seiner Behinderung tapfer und immer zufrieden mit dem, was ihm an Bewegungsmöglichkeiten blieb.







Aber irgendwann kam der Tag, an dem wir erkannten, dass es an der Zeit ist, eine Entscheidung zu treffen, die uns unsagbar schwer fiel: wir wollten Kasim ein langsames qualvolles Dahinvegetieren ersparen. Ein Blick in seine Augen sagte uns immer öfter, wohin er gehen möchte. Er wollte einfach nur noch seine Ruhe haben, keine Schmerzen mehr, kein frustriertes hinter- Tammi -herschauen, wenn sie am Ende seiner wenigen Spaziermeter weiterlief. Verschiedene Begleiterkrankungen ließen ihn nicht mehr ruhig schlafen und machten ihm das Leben zusätzlich schwer.
So ist Kasim am Samstag, den 28.2.2015 nach 12 ½ Jahren wunderbaren Hundelebens friedlich in unseren Armen hier zu Hause eingeschlafen.
Vorher hat er uns nochmal gezeigt, was in ihm steckte.
Als hätte er gespürt, dass wir ihn nun gehen lassen konnten, lief er nochmal eine weitere Strecke auf seinem Lieblingsweg, schaute lange gedankenverloren über die Wiesen zum Wald, in den er in den letzten beiden Jahren schon nicht mehr gelangen konnte und verbellte sowohl Spaziergänger als auch die eintreffende Tierärztin.

Gute Reise Kasim, wir vermissen dich, du großartiger Kumpel.
Für uns war er ein Teil unseres Lebens – für ihn waren wir sein ganzes Leben – ich hoffe, wir haben es einigermaßen hinbekommen!



1 Kommentar:

  1. Liebe Dörte,
    Euer Kasim hatte es gut getroffen mit seinem Leben bei Euch :-) Und jetzt war es sicher gut und richtig, ihn gehen zu lassen, dorthin, wo das Toben wieder schmerzfrei möglich ist.
    Ich drück Dich
    Karen.

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