Sonntag, 10. August 2014

Görresburg

„Der teilrekonstruierte römische Tempelbezirk liegt auf einer Hochfläche zwischen Nettersheim und Marmagen. Er besteht aus drei annähernd quadratischen Gebäuden, die von einer niedrigen Mauer umfasst werden. Die Anlage bildete den nördlichen Abschluss der römischen Siedlung, die sich zu seiten der Agrippastraße südlich hinab bis in das Urfttal erstreckte. Sie ist Teil des Archäologischen Landschaftsparks.
In diesem Heiligtum wurden seit dem 1. Jahrhundert bis um 400 n.Chr. einheimische Schutz- und Muttergottheiten verehrt, die sogenannten Aufanischen Matronen. Zu sehen sind die Gottheiten auf den Kopien der Weihesteine, die rund um den größeren Haupttempel aufgestellt sind.“So steht es auf der Internetseite des Naturzentrum Nettersheim. Wir wollten uns das zusammen einmal näher anschauen. Zusammen deshalb, weil ich es schon von einem Schulausflug her kannte und nun meinem Mann den römischen Tempelbezirk mit seinen anliegenden neuen Ausgrabungstellen zeigen wollte.

Wir als ehemalige Kölner sind ja gewohnt, auf Schritt und Tritt mit der römischen Vergangenheit  konfrontiert zu werden, aber in unserer neuen Heimat, der Eifel, ist das noch einmal etwas ganz Anderes: der Bezug zur tausendjahrealten Geschichte dieser Gegend rundet das Heimatgefühl auf besondere Art und Weise ab, erfüllt sozusagen mit leisem Stolz.
Genug Pathos! Wir parkten ganz neumodisch auf der Bahnhofstraße in Nettersheim und wanderten dann an der zurzeit unbenutzten Bahntrasse entlang der Urft Richtung Blankenheim. Bald konnte man schon Hinweise auf die jüngere Vergangenheit sehen, nämlich riesige begehbare Kalköfen, die sogar im 19. Jahrhundert noch genutzt wurden.

Weiter geht’s vorbei an dem sogenannten Römerweiher, auf dem sicher schon unsere Vorfahren ihr „Petri Heil“ suchten.

Weiter bergan, bis wir auf einem Hochplateau auf die Grundmauern des Tempelbezirks stießen. Diese Mauern sind teilweise restauriert, wie man sie unter der Erde bei Ausgrabungen vorfand. So kann man sich vorstellen, wie das ganze Bauwerk einmal ausgsehen hat.







Mehrere nachgebildete Weihesteine mit Darstellungen der Matronen säumten die inneren Mauern.
Dort lagen gar nicht antike Opfergaben wie Aprikosen, Weintrauben und allerlei Feldblumen. Fast hätte man Lust gehabt, sich an den frischen Früchten zu bedienen, aber wer beraubt schon Gottheiten…
Dazu erzählte uns später eine von uns angesprochene Archäologin, dass es seit der Entdeckung des Tempels in der Gegend einen regelrechten Matronenkult gebe. Es seien sogar schon Leute aus der Kirche ausgetreten, um dieser alten Religion angemessen huldigen zu können.
Hier: http://www.sophie-lange.de/matronenkult-und-kultplaetze/der-matronentempel-in-nettersheim/index.php kann man übrigens noch mehr darüber erfahren!

Uns schienen aber auch andere, nicht europäische Bräuche dort geübt zu erden. Wir fanden Bänder, Schleifen und vielerlei Federschmuck in einem zwischen den Steinen gewachsenen Busch.













Nach diesem spirituellen Ausflug wandten wir uns talwärts auf der alten, teilweise wieder aufgeschütteten Römerstraße schnurgerade zwischen ausgegrabenen und teils restaurierten Hausfundamenten des Dorfes (vicus) Marcomagus dem am Fuß des Tempelberges gelegenen kleinen Kastells zu.



bereits sichtbares Hausfundament













Dies erreichten wir erst nach einem Umweg über die Eisenbahnbrücke und überquerten ganz stilecht auf einer nachgebauten Holzbrücke den Fluss Urft.
Hier lebten in den Blütezeiten des Dorfes bis zu 80 Soldaten, was für ein Kastell eher eine kleine Besatzung war. Auch dieses Bauwerk war teils restauriert auf Grundlage und den Fundamenten der zuvor ausgegrabenen Mauerreste.




Auf dem Rückweg zum Auto passierten wir noch die römische Taberna, wo wir uns ein echtes römisches Menü erhofften. Bitter enttäuscht von dem spärlichen Angebot an einheimischen, jeden Bezug zur Römerzeit vermissenden Speisen, mit denen sich ein örtlicher, zugegeben hervorragender Metzger sicher eine zusätzliche Werbung versprach.

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