Freitag, 2. April 2010

Ostern

Ich mache, wie üblich, meinen Hundespaziergang - nein, nicht ganz so wie sonst, sondern die Hunde ins Auto gepackt und zum alten Wasserturm in unserem Dorf bzw. einen Kilometer außerhalb gefahren. Der Wasserturm steht (leider) schon lange nicht mehr, aber die Einheimischen kennen die Stelle ganz genau - nun steht dort ein Wegkreuz, das vor kurzem von tatkräftigen Migliedern des Bürgervereins (geschätztes Durchschnittsalter der alten Herren ca. 75 Jahre!) in liebevoller, wochenlang andauernder Kleinarbeit, restauriert wurde. Ein Platz, der zum Ausruhen einlädt, mit einer Bank und Blick von da in die Eifel, die immerhin noch fast 20 km entfernt ist.
Nun gut, die Hunde wussten
diesen Platz denn auch auf ihre Art zu würdigen. Kaum aus dem Auto ausgestiegen, widmeten sie sich der Anzeigenrubrik der auf dem Boden ausgelegten Fährten. Frauchens "Hier" und "Komm" wurde ignoriert, bis mir der Kragen platzte und ich einen meiner seltenen lauten Kraftausdrücke von mir gab. Das wirkte und so kamen Tammi und Kazim dann auch reumütig angekrochen und ließen sich anleinen.
Den Weg hinunter in den Wald nahmen wir sozusagen im Sturmschritt, immer wieder unterbrochen von plötzlichen Stopps, wenn die Hunde, natürlich abwechselnd, abrupt stehenblieben, um die neuesten Kontaktanzeigen zu studieren.
Plötzlich sprang ein Hase aus dem Gebüsch und hoppelte mit lustigen Sprüngen vor uns her, was den großen Hund dazu animierte, energisch vorwärts zu streben; die kleine Hündin, ganz nach Terrierart, hüpfte, aufgeregt jiffend, an ihrer langen Leine auf und ab "Frauchen, lass mich los, ich will da hinterher, büdde!!!" Hätte ich ihrer Bitte Folge geleistet, hätte ich mit Sicherheit die nächste Stunde dort wartend zubringen dürfen, bis "Madame" geruhen würde, zum Ausgangspunkt ihrer wilden Verfolgungsjagd zurückzukehren. Den Hasen hätte sie nicht bekommen, das haben wir bei früheren Ausflügen dieser Art schon festgestellt. Da fehlen zum Glück noch einige km/h - aber man weiß ja nie - und der Jäger, der unter Umständen des Wegs daher kommen könnte, wäre wahrscheinlich "not amused", wenn ein Hund sein Jagdrevier durchstöbern würde.
Nun gut, der Hase verschwand im Gebüsch, die Hunde beruhigten sich wieder und wir konnten den Spaziergang endlich genießen.
Puls und Kopf kommen zur Ruhe, die Natur um uns herum trägt zur sonnigen frühlingshaften Osterstimmung bei. Die Felder zeigen sich schon in einem satten Grün, die Narzissen wiegen ihre goldenen Köpfe im leichten Frühlingswind, Schneeglöckchen, teils schon verblüht, setzen noch vereinzelt weiße Tupfen auf den grün-braunen Waldboden. Die Weidenkätzchen haben auch schon ihre pelzigen Fruchtstände entblättert; ansonsten scheinen die Bäume noch im Winterschlaf zu verharren. Schaut man allerdings etwas näher hin, so kann man doch schon die ersten grünen Blattspitzen erkennen, die vorsichtig in den Tag hinein sprießen, so als wären sie noch unsicher, ob es denn endlich Frühling werden will!
Nach dem langen Winter, der in diesem Jahr sogar bei uns im Rheinland ewig zu dauern schien, beobachte ich das Erwachen der Natur mit ganz anderen Augen. Fast kommen leichte Befürchtungen auf, dass es überhaupt nicht mehr Frühling werden wird.
So müssen unsere Vorfahren vor hunderten von Jahren empfunden haben, wenn endlich die ersten starken Sonnenstrahlen den Schnee wegtauten, die Natur sich wieder im bunten Gewand präsentierte, die Tage länger wurden, so dass man nach getaner Arbeit der Geselligkeit frönen , Feste feiern und länger draußen verweilen konnte.
Damals hatten sicher auch Frühlingsfeste, wie Ostern einen ganz anderen Stellenwert. Man kam zusammen, saß oder tanzte ums Osterfeuer, aß frisches Brot und Eier.
Die jungen Leute fanden sich zu Paaren zusammen und die Dinge des Lebens nahmen ihren Lauf.
Etwas von dieser Stimmung nehme ich auf meinen Osterspaziergängen mit und tanke Energie und Lebensfreude für ein weiteres Jahr.

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